"Bevor ich sterbe, möchte ich..."
Ein interaktives Projekt
Projektgruppe Erhard Scherpf + Stephan Küster,
Teil 1 I Tafelwände
Konzept
Dokumentation
2022 Innenstadt Lippstadt
2022 Innenstadt Gudensberg
2021 Stad, Eschwege
2020 Bebelplatz, Kassel
2019 Marktplatz Melsungen
2019 Rauschenale 3, Rauschenberg
2018 Ateliers im Lohweg, Bad Zwesten
2018 Marktplatz Homberg/Efze
Teil 2 I Postkarten
Konzept + Texte
Fotodokumentation
© Konzept und Projektmanagement: Erhard Scherpf
Realisierung an den unterschiedlichen Orten durch:
Erhard Scherpf, Stephan Küster, Heidemarie Siebert,
Irene Stabl, Klaus Hottmann, Rainer Scherb
Fotos © Erhard Scherpf
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Bevor ich sterbe, möchte ich ...
Projektbeschreibung
In diesem interaktiven öffentlichen Kunst-Projekt geht es
darum Menschen anzuregen, für einen Moment inne zu
halten und über die Endlichkeit des eigenen Lebens und
darüber, was wirklich wichtig ist im Leben nachzudenken.
Wir wissen um den Tod, wollen diesen für uns jedoch nicht
wahrhaben.
Dabei ahnen die meisten Menschen, dass sie ihre Zeit verschwenden, während ihr Leben dahinplätschert, dass sie
die falschen Dinge wichtig nehmen und das vernachlässigen,
was wirklich zählt.
Nur allzu gerne verlieren wir uns in der Routine des Alltags. Wir sind Meister der Verdrängung, und die Verdrängung des
Todes ist eine unserer Meisterleistungen
Nur allzu oft erliegen wir der Illusion, dass das Leben
irgendwie endlos sei, wir somit genug Zeit auch für die
wichtigen Dinge hätten.
Dabei ist der Tod der Maßstab, ob etwas wirklich sinnvoll ist
oder wir uns nur einreden, dass es sinnvoll sei.
Den Blick dafür wachzuhalten ist schwer und unbequem.
Und eine Angst, die uns an den Tod erinnert, hat Sinn.
Und auch wenn die Vorbeigehenden keine Worte
hinterlassen, so ist zu hoffen, dass die Frage
"Bevor ich sterbe, möchte ich ....."
hängen bleibt, provoziert und irritiert.
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Das Projekt gliederte sich in zwei Teile:
1. Auf einem öffentlichen zentral in der Innenstadt gelegen
Platz werden vier Tafelwände aus Holz aufgestellt, die mit dem
gleichen Lückentext bedruckt sind und dazu auffordern,
den Satz mit Kreide zu vollenden.
Die Tafelwände dienten als Impuls, über das eigene Leben
und den Tod zu reflektieren und Hoffnungen,Wünsche und
Träume mit anderen an diesem öffentlichen Ort zu teilen.
Es ist eine leichte, spielerische Weise, auch mit dem Thema
Tod umzugehen. Das, was sonst schnell verdrängt wird, drängte sich so den
Menschen auf und stand quasi im Weg -auf dem Weg zur
Arbeit, zum Einkaufen, beim Stadtbummel.
Die bisherige Resonanz auf diese Installationen war enorm:
Anfänglich mussten die Tafeln fast täglich wieder gereinigt
werden, um Platz zu machen für neue "Wünsche an das
Leben".
Unsere tägliche Präsenz war also nicht nur notwendig,
sondern auch ausgesprochen erfreulich.
Bei vielen der Passanten wirkten die Tafeln wie ein Stachel
wie geplant und wir stießen fast immer auf große
Bereitschaft zum Gespräch.
2. Parallel zu den Tafelwänden werden Postkarten verteilt und
verschickt, auf deren Vorderseite der Lückentext
"Bevor ich sterbe, will ich ...aufgedruckt ist, mit der
Aufforderung, den Satz zu vollenden.
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Zur Geschichte der Tafeln:
Das Kunstprojekt „Before I die“ ist 2011 in New Orleans
entstanden. Nach dem frühen Tod einer Freundin wollte die Künstlerin
Candy Chang die Menschen an den Tod erinnern und
erfahren, was für die Menschen in ihrem Umfeld wichtig ist. Sie strich ein leer stehendes Haus in ihrer Nachbarschaft
mit Tafelfarbe und schrieb darauf mehrfach den Satz:
"Before I die I want to ______________"
Jeder, der an der Hauswand vorbei kam, konnte mit einem
Stück Kreide den Lückentext vollenden.
Die Idee verbreitete sich schnell. Die von Candy Chang betriebene Webseite
http://beforeidie.city zu den "Before I die - Walls"
listet inzwischen ca. 2000 Wände in 76 Ländern auf,
geschrieben in 38 unterschiedlichen Sprachen. Alleine in Deutschland wurden vermutlich ca. 15 solcher
Aktionen durchgeführt.
Die Aktion, vier solcher Tafeln aufzustellen
wurde der Künstlerin mitgeteilt
und wir haben die Nutzungsrechte dafür erhalten.
Foto: Marktplatz Homberg/Efze, 2018
Copyright © Erhard Scherpf
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