Fotografie und Unsterblichkeit Das Streben nach Dauer aus dem Gefühl der Vergänglichkeit ist nach Günther Andres der ursächliche Grund für die, von ihm so bezeichnete, "IKOMANIE". Diese Bildersucht wertet er als geradezu überwältigendes Zeugnis für das "Bewusstsein der Einzigkeit" des Menschen im Gegensatz zur "Serienexistenz der Ware", die durch ihre Ersetzbarkeit "Todlosigkeit", gewonnen haben. Der Wunsch nach Unsterblichkeit scheint als einer der Hauptgründe für die "hypertrophe Bildproduktion", mit der der Mensch scheinbar Duplikate seiner selbst schaffen kann. Gleichwohl ist diese Multiplikation durch Bilder, verglichen mit der realen Existenz von Massenprodukten, doch nur eine "Als-ob" -Vervielfältigung, also trotz allem Ungenügen dieser fotografischen Reproduktion, "irgendwie existiert "er" eben doch auch in seinen Kopien." Die Unsterblichkeit der Filmstars, der Starkult und die Verehrung derselben, scheint sich auf diesem Hintergrund sehr plausibel zu erklären. Nicht nur, dass die Multiplikation ihres Daseins mit Hilfe der Glamour-Fotografie am eindrucks- vollsten zu gelingen scheint --- ihr Dasein als Star, ihre Wirklichkeit, ist schon ein Produkt jener Vervielfältigungs- maschinerie. "In der Tat besteht zwischen der, in tausende von Kopien zerstreuten Star-Schauspielerin und dem, in zahllosen Exemplaren verbreiteten Nagellack, kein grundsätzlicher ontologischer Unterschied mehr." schreibt Günther Anders. Die Star-Schauspielerin (männliche Vertreter dieses Jobs sind hier nicht ausgeschlossen) lebt nach ihrem Tod nicht nur in ihren Reproduktionen weiter, sondern sie verkörpert bereits davor, leibhaftig, eine Reproduktion dieser ihrer Reproduktion. Sie ist ganz und gar schon ein Bild von Anfang an. Dass im "Versuch, den Tod abzuschaffen", das Leben getötet wird, war u.a. für Marilyn Monroe "todsicher" eine zu späte Erkenntnis. Einen Hinweis darauf, dass der Wunsch nach Multiplikation durch Bilder aus der Abwehr der Todesangst entsteht, dass eine Fotografie also Ausdruck dieser verdrängten Angst ist, findet sich auch bei Barthes, der schreibt: "historisch gesehen muss es zwischen der "Krise des Todes", die in der 2. Hälfte des 19. Jh. einsetzt und der Fotografie einen Zusammenhang geben. (…) Denn in der Gesellschaft muss der Tod irgendwo zu finden sein; wenn nicht mehr (oder in geringem Maße) in der religiösen Sphäre, dann anderswo; vielleicht in diesem Bild, das der Tod hervorbringt, indem es das Leben aufbewahren will." Der Tod zeigt sich versteckt "unter dem leugnenden Alibi des überschäumenden Lebendigen." "Hier soll das Thema "Fotografie und Tod" vorläufig abgeschlossen werden, in dem Wissen, dass dazu sicherlich Dass Fotografie nicht nur den Tod zu verleugnen, sondern gerade "das Leben hervorzubringen" scheint, lässt sich auch Der nachfolgende Exkurs entstand ursprünglich als begleitendes Thesenpapier zu einer Fotoserie über "Body-Building" --- Obwohl weder die Intention, in der er geschrieben wurde, noch der zeitliche Abstand zu heute genaue Literaturverweise |